Körperwahrnehmung
(Autor: Werner Gross)
Unter Körperwahrnehmung wird eine Vielzahl von Übungen und
Methoden zum bewußten Körpererleben verstanden. In körperlichen
Haltungen und Prozessen spiegeln sich gefühlsmäßige und
geistige Haltungen und Prozesse im Sinne der Einheit von Körper, Seele
und Geist. Nach dem Motto „Finde ich meinen Körper, so finde ich
mich" zielen die verschiedenen Methoden bewußtes körperliches
Wohlfühlen, verbesserte Sensibilisierung für körperliche
Prozesse und Haltungen sowie ein bewußtes Erleben körperlich-seelisch-geistiger
Zusammenhänge an. Teilweise zielen die Methoden auch die Überwindung
körperlicher und gefühlsmäßiger Einschränkungen
an.
Es existieren weit über hundert verschiedenartigste Ansätze,
von denen einige wichtige hier gruppiert und kurz vorgestellt werden:
Entspannungsverfahren dienen dazu, in den Muskel-, Kreislauf-
und Atemreaktionen einen Entspannungs- und vegetativen Gleichgewichtszustand
herzustellen. (vgl. den Beitrag zu Entspannungsverfahren).
Bewegungstherapie-Methoden zielen über die Bewegung und
die Veränderung der Haltungs- und Bewegungsmuster eine Veränderung
der seelischen Verfassung an. Aus der Vielzahl verschiedener Methoden seien
genannt: konzentrative und integrative Bewegungstherapie, Alexander-Technik,
Feldenkrais-Arbeit, Tanztherapie.
Atemtherapie-Verfahren rücken die Atmung ins Zentrum der
Wahrnehmung. Man unterscheidet vor allem zwei Ansätze:
a) die Wahrnehmung der Atmung als „Leitseil", ohne das Atmen direkt
ändern zu wollen (z.B. Atemtherapie nach Middendorf),
b) die Arbeit mit forcierter Atmung (z.B. „holotropes Atmen" nach Grof).
Reichianische und neoreichianische Ansätze verstehen sich
ursprünglich als Körper-Psychotherapie zur Anwendung in Einzel-
und Gruppenbehandlungen. Einige Ansätze werden auch in Seminaren zur
Gesundheitsförderung angeboten, z.B. Bioenergetik (Lowen), Biorelease
(Boyesen), Core-Therapie (Pierrakos), Radix (Kelley), Hakomi (Kurtz), etc.
Fernöstliche Ansätze wie Yoga, Tai-chi,
Qi Gong, Aikido, Shiatsu / Aku-pressur, Do-in,
etc. haben inzwischen Eingang in unseren Alltag gefunden, und viele Menschen
praktizieren diese Methoden.
Literatur
GROSS, W. (1984). Finde ich meinen Körper, so finde ich mich. Freiburg:
Herder.
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