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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 1998 die globale Strategie
„Gesundheit für alle im 21. Jahrhundert" verabschiedet.
Sie ist als
„Health for all in the twenty-first century" veröffentlicht.
Daraus ist hier ausgewählt
und sinngemäß (nicht von der WHO autorisiert) übersetzt:
Zusammenfassung
„Gesundheit für alle im 21. Jahrhundert" ist eine Strategie mit
dem Ziel, die bei der Konferenz in Alma-Ata 1978 auf den Weg gebrachte
Vision „Gesundheit für alle" (GFA) zu realisieren. Sie setzt für
die ersten 20 Jahre des 21. Jahrhunderts globale Prioritäten und Ziele,
um für die Menschen weltweit Bedingungen zu schaffen, damit sie während
ihres gesamten Lebens eine bestmögliche Gesundheit erreichen und aufrecht
erhalten können. „Gesundheit für alle im 21. Jahrhundert" ist
die kontinuierliche Fortsetzung des Prozesses für die GFA.
In den vergangenen 20 Jahren hat die primäre Gesundheitsversorgung
als ein Eckstein für die GFA Anstöße und Engagement für
Fortschritte zur GFA angeregt. Trotz dieser Teilerfolge ist der Fortschritt
behindert, und zwar aus folgenden Gründen: unzureichendes politisches
Engagement zur Umsetzung der GFA-Strategie, langsame sozioökonomische
Entwicklung, Schwierigkeiten beim Umsetzen eines sektorübergreifenden
Handelns für Gesundheit, unzureichende Finanzierungsmittel für
Gesundheit, schnelle demographische und epidemiologische Veränderungen
sowie natürliche und von Menschen verursachte Katastrophen. Weiterhin
hat die Armut weltweit zugenommen. Gesundheit ist am meisten in den Ländern
beeinträchtigt, denen es bisher nicht gelingt, angemessene Einkommensstandards
für alle Menschen zu sichern.
Obwohl das 21. Jahrhundert neue Bedrohungen bringt, gibt es für
ihre Überwindung neue Möglichkeiten und Ansätze. Die Globalisierung
von Handel, Verkehr, Technologie und Kommunikation brachte wesentliche
Vorteile hervor, lieferte jedoch auch ernstzunehmende negative Auswirkungen.
Globale Umweltgefährdungen verlangen dringende Aufmerksamkeit. Neue
Technologien können Gesundheitssysteme verändern und Gesundheit
verbessern. Stärkere Partnerschaften für Gesundheit zwischen
privaten und öffentlichen Bereichen und mit der bürgerlichen
Gesellschaft können zu stärker verbundenem Handeln zur Unterstützung
von GFA führen. GFA ist eine Vision, die die Einzigartigkeit des Menschen
anerkennt und daher die Notwendigkeit erkennt, weltweit und in einem Geist
von Solidarität Gesundheit zu fördern sowie Krankheit und Leid
zu verringern.
Die Realisierung der allgemeinen Zielperspektiven von GFA ist von einem
starken Engagement für ihre maßgeblichen Werthaltungen abhängig:
die Sorge für die bestmögliche Gesundheit als fundamentales Menschenrecht;
die verstärkte Anwendung ethischer Prinzipien in der Gesundheitspolitik,
Gesundheitsforschung und für Gesundheitsdienste; die Ausführung
einer auf Chancengleichheit orientierten Politik und von Strategien, die
Solidarität betonen; die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer
Unterschiede in der Gesundheitspolitik und ihren Strategien. Diese Werte
sind eng verbunden, jeder Wert betont die Ausführung der Politik und
ihrer Strategien.
Die allgemeinen Zielperspektiven und die Ziele helfen, die Vision von
„Gesundheit für alle" zu definieren. Die allgemeinen Zielperspektiven
von GFA sind: eine Zunahme an Lebenserwartung und Lebensqualität für
alle Menschen; eine bessere Chancengleichheit für Gesundheit im Vergleich
zwischen den Ländern und innerhalb der einzelnen Länder; sowie
ein sicherer Zugang zu nachhaltigen Gesundheitsdiensten für alle.
Die Ziele sind definiert, um Handlungswege zu bahnen und Prioritäten
für die Zuteilung von Ressourcen zu setzen. Die 10 globalen Ziele
zur Unterstützung von GFA geben frühere GFA-Ziele wieder und
stimmen mit den in bisherigen Weltkonferenzen beschlossenen Zielen überein.
Die Ziele sind auf die Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme bezogen
und sollen ein Handeln für Gesundheitsbedingungen bewirken, das zu
einer Verbesserung von Gesundheitsergebnissen und von Zugängen zur
Gesundheitsversorgung führt. Das Anstreben dieser Ziele ist ein sicherer
Weg zur Verwirklichung der allgemeinen Zielperspektiven von GFA. Regionale
und nationale Ziele sollen mit Bezug auf die globale Politik entwickelt
werden und die Verschiedenheit regionaler und nationaler Bedürfnisse
und Prioritäten widerspiegeln.
Aktivitäten in allen Mitgliedsstaaten zur Verwirklichung der allgemeinen
Zielperspektiven von GFA sind an zwei Politikzielen zu orientieren: 1.
Gesundheit zu einem Zentrum der menschlichen Entwicklung machen; 2. nachhaltige
Gesundheitssysteme für die Bedürfnisse der Menschen entwickeln.
Durch das erstere Ziel wird anerkannt, daß Gesundheit sowohl eine
Quelle als auch ein Ziel von Entwicklung ist. Auch ist die Gesundheit von
Menschen, besonders der am meisten benachteiligten Menschen, ein Indikator
für die Qualität einer auf Entwicklung orientierten Politik.
Aktivitäten, die sich auf Gesundheitsbedingungen beziehen, sollen
Armut bekämpfen, Gesundheit in allen Settings fördern, politische
Strategien in verschiedenen Sektoren auf Gesundheit ausrichten und bestätigen,
daß Gesundheit in Planungen für eine nachhaltige Entwicklung
eingeschlossen ist.
Gesundheitssysteme haben auf gesundheitliche und soziale Bedürfnisse
der Menschen über ihre gesamte Lebensspanne zu antworten. Dafür
und zur Etablierung einer primären Gesundheitsversorgung sind nachhaltige
Gesundheitssysteme zu entwickeln, die in bezug auf wesentliche Gesundheitsfunktionen
Chancengleichheit garantieren. Diese Funktionen beinhalten: eine qualitativ
gute Versorgung, auf die gesamte Lebensspanne bezogen; Vorbeugung und Kontrolle
gegenüber Krankheit und Gesundheitsschutz; Förderung von Gesetzen
und Regelungen zur Unterstützung von Gesundheitssystemen; Entwicklung
von Gesundheitsinformationssystemen und Sicherstellung aktiver Überprüfungsstrategien;
Förderung der Anwendung von und Innovation in gesundheitsbezogene
Wissenschaft und Technologie; Aufbau und Erhalt menschlicher Ressourcen
für Gesundheit; und Sicherung einer angemessenen und nachhaltigen
Finanzierung. Ein sozial aufmerksames Gesundheitssystem schließt
die Beachtung der ökonomischen, soziokulturellen und spirituellen
Werte und Bedürfnisse von individuellen Menschen ein.
Die Rollen der WHO und der Regierungen bestehen in einem entschiedenen
Eintreten für die Sicherstellung einer Politik, die zu wesentlichen
Verbesserungen in der Gesundheit führt. Regierungen brauchen die Entwicklung
und Durchführung einer Politik, die den Werthaltungen von GFA entspricht.
Wenn sie dafür sorgen, erkennen sie, daß Investitionen in Gesundheit
zu besseren Gesundheitsergebnissen und besseren Leistungen für angezielte
Prozesse einer nachhaltigen menschli-chen Entwicklung beitragen. Als Anwalt
für die Weltgesundheit will die WHO eine globale Führerschaft
für die Erreichung der GFA ausüben. Die WHO will ein internationales
kollektives Handeln für Gesundheit fördern. Dazu entwickelt sie
globale ethische und wissenschaftliche Normen und Standards, stellt sie
internationale Instrumente zur Förderung und Erhaltung globaler Gesundheit
zur Verfügung, erleichtert sie technische Kooperation zwischen den
Ländern, stärkt sie das Treffen von Entscheidungen durch geeignete
Gesundheitsinformationssysteme, richtet sie aktive Überprüfungssysteme
ein, stärkt sie globale Forschungskapazitäten, bietet sie Führerschaft
für die Ausrottung, Elimination und Bewältigung ausgewählter
Krankheiten an, bietet sie technische Hilfe zur Verhütung von Notfällen
im Bereich öffentlicher Gesundheit und zur Rehabilitation nach Notfällen
an.
Ein Fortschritt von der Politik zur aktiven Umsetzung erfordert dynamische
Führerschaft, Beteiligung und Unterstützung durch die Öffentlichkeit,
ein klares Verständnis für Vorsätze und angemessenen Ressourcen.
Um den Wandlungsprozeß zu unterstützen, bedürfen folgende
Aufgaben einer spezifischen Aufmerksamkeit: die Stärkung von Fähigkeiten
für eine aktive Politik, die Entwicklung von Systemen einer guten
Integrationspolitik, die Setzung von Prioritäten auf verschiedenen
Ebenen, die Stärkung und Erweiterung der Partnerschaften für
Gesundheit sowie die Einrichtung von Überprüfungs- und Bewertungssystemen.
Ein verbindliches Handeln auf allen Ebenen - global, regional, national
und lokal - ist entscheidend dafür, um die Vision „Gesundheit für
alle" in eine praxisbezogenen nachhaltigen Realität öffentlicher
Gesundheit zu verwandeln.
© Maximilian Rieländer
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erstellt: 18.05.1999
aktualisiert:
14.02.2003
© Maximilian Rieländer
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